Wir haben uns gestern in einer überschaubaren Runde getroffen, um den derzeitigen Stand hinsichtlich der Demo am 1. Mai am Südplatz zu besprechen, uns darüber auszutauschen, welche Positionen wir haben und wie wir unter den gegEin Zwischenstand zum Mai-Spektakelebenen Umständen noch handeln können.
Selbstkritisch ist anzumerken, dass Aale einen Fehler gemacht hat, als die Gruppe ohne ausreichend ihre eigenen Kapazitäten zu checken und die Situation gut einzuschätzen, zum antiautoritären Block auf der besagten Demo aufgerufen hat bzw der Demoorga zugesagt hat. Da gleiche lässt sich aber ebenso von den gruppen hinter dem Klimagerechtigkeitsblock und der A-Tage-Orga-Gruppe sagen. Der dahinter stehende aktionistische Reflex wird zum Problem, wo ihm keine entsprechend handlungsfähigen Strukturen entsprechen und keine bewussteren Ziele und Methoden vorhanden sind.
Gleichzeitig halten wir es für zu einfach, sich entweder einfach aus dieser verfahrenen Situation heraus zu halten oder die höchst problematischen Aspekte der autoritär-kommunistischen Gruppen abzustreiten. Geschichtsrevisionismus, verkürzte Kapitalismuskritik, sektiererisches Sendungsbewusstsein und ein instrumentelles Politikverständnis sind keine bloßen „Meinungen“, sondern roten Linien, anhand derer es sich zu trennen gilt. Wir wollen in Zukunft keinerlei direkte oder indirekte Zusammenarbeit mit KO und KA und ihren Vorfeldorganisationen.
Das alles wird nächstes Jahr also anders laufen. Eine ausführlichere Auswertung kann aber erst nach dem Datum geschehen. Sie muss nicht in diesem Moment zu einer Selbstzerfleischung führen.
Trotz dieses grundlegenden Problems, werden Leute an der Demo teilnehmen, welche sich dem „antiautoritären Block“ anschließen würden. In unserem Spektrum besteht wirklich ein Defizit darin, eigene Inhalte klar zu formulieren und nach außen zu tragen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die an anderer Stelle zu diskutieren und zu reflektieren sind. Sie zu ändern, ist ein längerer Prozess. In einem begrenzten Rahmen können wir dahingehend dennoch schon was am 01.05. anstoßen.
In Bezug auf die konkrete Situation machen wir in Abstimmung mit Aale folgenden Vorschlag:
– Wenn die Kommis ein Reenactment aufführen, lasst uns dies als Karnevalsveranstaltung begreifen. Lasst uns selbst in bunt kommen. Schwarze Kleidung scheint uns für den konkreten Anlass hinderlich zu sein. Wer mag, kann gern auch in schrill kommen, sodass wir gemeinsam auffällig sind.
– Wir möchten einen eigenen Ausdruck haben, um unsere Positionen gegen Lohnarbeit, Staat und Kapitalismus, ökologische Zerstörung, Patriarchat und Rassismus auf die Straße zu bringen. Dies kann mit Schildern, Fahnen, Bannern, Sprechchören geschehen. Wir wünschen uns, dass viele sich daran beteiligen und etwas mitbringen.
– Es gilt unsere eigenen Inhalte zu artikulieren und unserer Zusammenkunft Stimmen und Stimmung zu verleihen. Dies können wir auch mit unseren Zweifeln, Fragen und Unsicherheiten. Dazu versuchen wir eine Soundanlage aufzufahren. In knappen Beiträgen und einer Moderation wollen wir vor allem den Teilnehmenden im antiautoritären Block bewusst zu machen, was antiautoritäre / autonome / anarchistische Analysen, Kritiken und Perspektiven auf die Gesellschaftsform sind.
Wir würden uns freuen, wenn weitere Menschen diesen Vorschlag gut finden. Wir sind alles andere als zufrieden mit der verfahrenen Situation. Aber wir meinen dennoch, dass es (mal wieder) auf einen Versuch ankommt, sich einzumischen und Leuten, die ohnehin kommen werden, ein Angebot von unserer Seite zu machen. Da wir weder die Kapazitäten haben, noch uns in der Positionen dazu sehen, werden wir keine konsumierbare Demo-Dienstleistung anbieten. Stattdessen wünschen wir uns, dass unterschiedliche Leute etwas mitbringen und beitragen: Einen Song gegen die Lohnarbeit, einen Gedankenschnipsel für’s Mikrofon, ein Schild oder Transpi, ihren Frust und ihre Lust.
Siehe auch: https://anarchistischetagele.blackblogs.org/2023/04/23/fur-einen-ersten-mai-der-es-in-sich-hat/